Kritischer Rationalismus
Der von Karl Popper begründete Kritische Rationalismus hat die Wissenschaft wie wir sie heute kennen und verstehen maßgeblich geprägt. Durch ihn fand ein Paradigmenwechsel statt, von der generellen Induktion wissenschaftlicher Theorien hin zu einer kritischeren Betrachtungsweise, die vor allem die theoretische Falsifizierbarkeit in den Fokus rückt.
Kernaussagen des Kritischen Rationalismus
Der Kritische Rationalismus drückt laut dem österreichisch-britischen Philosophen Karl Popper die Ansicht aus, dass wir unser Verständnis der Welt stets arretieren und anpassen können und sogar müssen. Er geht davon aus, dass wir zwar Dinge beobachten und diese Beobachtungen auch zur Theoriebildung heranziehen können, aber all diese Theorien stets falsifiziert werden können.
Karl Popper
Als prominentes Beispiel zum Untermauern seines Konzeptes führt Karl Popper die Widerlegung der Newtonschen Gesetze durch Einsteins Relativitätstheorie an. Einstein revidierte hierbei als sicher eingestufte physikalische Gesetze, zunächst durch theoretische Überlegungen und später auch auf experimenteller Ebene.
Kritischer Rationalismus zeichnet sich
dadurch aus, dass er dem Wissen per se die Endgültigkeit abspricht. Jede Theorie kann also Popper immer nur hypothetisch sein. Kritischer Rationalismus
lehnt die Induktion, also die verallgemeinernde Schlussfolgerung aus Beobachtungen, ab. Stattdessen befürwortet kritischer Rationalismus die deduktive
logische Theoriebildung.
Dafür geht er von einer real existierenden Welt aus, also einer Welt, die es auch gibt, wenn wir etwa die Augen schließen.
Der Kritische Rationalismus postuliert, den Fokus auf die kritische und rationale Überprüfung der Thesen und Theorien zu legen. Dies lässt sich allerdings
nur gewährleisten, wenn diese falsifizierbar sind.
Allerdings findet die Falsifikation letztlich häufig doch durch die empirische Widerlegung einer Theorie statt.
Welche Implikationen hat der Kritische Rationalismus
Kritischer Rationalismus lässt sich gewissermaßen als das Gegenstück zum Positivismus verstehen.
Nicht die positive Erkenntnis steht hierbei im Vordergrund, sondern eben das Erkennen falscher Theorien oder
Elemente derselben. Dadurch kann eine Verbesserung erreicht werden. Wendet man dieses Prinzip auf die tatsächliche
Gestaltung politischer Entscheidungen an, entspricht der Kritische Rationalismus am ehesten einer pragmatischen oder
reformerischen Haltung.
Kritischer Rationalismus soll also durch das aufspüren und verbessern von Fehlern eine
stetige Verfeinerung der Theorien bzw. (politischen) Handlungsweisen erreicht werden. Kritischer Rationalismus versucht
also paradoxerweise Theorien dadurch besser zu machen, dass er sie zu widerlegen versucht.
Kritiker werfen Popper vor, dass er die Sozialwissenschaften durch seine pragmatischen Anforderungen gewissermaßen degradiert. Da sein Kritischer Rationalismus eher fordert, sich von dem Versuch abzuwenden, einen abstrakten Idealzustand zu erreichen. Stattdessen schlägt er eine langsame und Stückweise Verbesserung durch Identifikation und Behebung der Fehler(quellen) vor.
Kritischer Rationalismus und seine Auswirkungen auf die heutige Wissenschaft
Obwohl Karl Popper die zentralen Ideen des Kritischen Rationalismus bereits in den 1930er Jahren formulierte, wirken sie deutlich bis in die Gegenwart.
Der Kritische Rationalismus lässt sich sogar ohne weiteres als Revolution der Wissenschaftstheorie bezeichnen. Denn durch ihn wurden die Prinzipien des Positivismus und
der Induktion weitgehend abgelöst.
Heute gehört das Prinzip der notwendigen Falsifizierbarkeit von wissenschaftlichen Thesen zum Standard-Repertoire des wissenschaftlichen
Arbeitens. Zwar werden holistische und universalistische Theorieentwürfe dadurch schwierig bis nahezu unmöglich. Dafür erlaubt das von Popper angestrebte Vorgehen,
welches sich gewissermaßen auch mit Trial-and-Error bezeichnen lässt, eine effiziente und akkurate Annäherung an die Welt.
Kritischer Rationalismus ist also zur Grundlage wissenschaftlichen Arbeitens geworden. Das Prinzip der möglichen Falsifizierbarkeit wird beim Design von Forschungsstudien und Theorieentwürfen berücksichtigt und mitgedacht. Das alles bedeutet selbstverständlich nicht, dass Beobachtungen und das Beobachten als wissenschaftliche Praxis keine Berechtigung und Relevanz mehr haben. Lediglich die Art und Weise, wie daraus Schlussfolgerungen gezogen werden ist eine andere geworden.
Fazit
Eine Wissenschaft abseits der Logik des Kritischen Rationalismus ist heute nur noch schwer vorstellbar. Seine Prinzipien haben sich über unsere Art zu denken gelegt und geholfen dafür zu sorgen, dass die Wissenschaft zu der leistungsfähigen, produktiven Maschinerie geworden ist, als die wir sie heute kennen.
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