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Uni oder FH – was passt besser zu dir?

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Uni oder FH – was passt besser zu dir?

Welche Unterschiede gibt es zwischen Universitäten und Fachhochschulen? Das Modell der beiden Bildungswege wies früher sehr klare Konturen auf, die Unterschiede waren deutlich erkennbar. Die praxisorientierte, auf die Wirtschaft zugeschnittene FH stand der forschungsorientierten und theorielastigen Uni gegenüber. Was ist von dieser Differenzierung geblieben, was eignet sich für welchen Studienanfänger?

Voraussetzungen und Möglichkeiten beider Bildungswege

Für die Universität brauchen Bewerber das Abitur, für die Fachhochschule genügen die Fachhochschulreife oder alternativ eine Berufsausbildung. Auch aus diesem Grund haftete den FHs lange Zeit ein gewisses Vorurteil an: Sie galten als Bildungseinrichtungen zweiter Klasse, die allerdings sehr praxisbezogen ausbilden. Doch dieses Bild wandelt sich allmählich. Es gibt inzwischen auch an Fachhochschulen wissenschaftliche Studiengänge, im Gegenzug bieten die Unis mehr Praxis an als früher.

Ein weiterer Unterschied ergibt sich durch die Promotionsmöglichkeit, die bislang nur über eine Universität gegeben ist. Zwar promovieren zunehmend auch FH-Absolventen, dazu muss sie aber eine Uni zulassen. Die Hürden sind hoch. Einige Bundesländer planen daher, den Fachhochschulen ebenfalls das renommeeträchtige Promotionsrecht zu verleihen, womit sie in diesem Punkt den Universitäten quasi gleichgestellt wären. Das stößt auf Widerstand einiger Uni-Rektoren, die auf ihr vorgeblich viel höheres Niveau verweisen. Stimmt das?

Die Vorteile von Universitäten und Fachhochschulen

Vorteile der Uni

  •  Promotion an der Einrichtung im Anschluss ans Studium möglich
  •  Theorie als starke Basis im Vordergrund
  •  Fokus auf Forschung

Vorteile der Fachhochschule

  • Intensive Betreuung
  • Sehr anwendungsorientiertes Studium mit besten Berufschancen
  • Kleinere Studiengruppen

Das Image von Absolventen

Studienbewerber denken auch an ihren späteren Ruf. Der Druck aus der Familie kann hoch sein, beispielsweise doch den Doktor ans Studium anzuhängen, was für Universitätsabsolventen einfach viel praktikabler ist. Ein FH-Absolvent kann diesen Weg gehen, muss sich für die Promotionszulassung aber an einer Universität bewerben, die in den meisten Fällen nur die rund zehn besten Prozent der FH-Absolventen dafür zulässt (so aktuelle Zahlen der Technischen Universitäten München und Berlin).

Für Uni-Absolventen kann der Übergang zum Doktoranden fließend sein, sie können ihren Doktorvater schon während der letzten Studienjahre kennenlernen. Ein FH-Absolvent muss sich hierfür auf das ihm unbekannte Terrain einer Universität begeben, wo er niemanden kennt. Das baut Hürden auf, welche einige deutsche Länder kraft ihrer Hoheit über das Bildungswesen niederreißen wollen. Damit würden sie einem modernen Trend folgen, denn durch den Bologna-Prozess und die damit einhergehende Umstellung auf das System von Bachelor und Master sind inzwischen die Abschlüsse von Universitäten und Fachhochschulen gleichgestellt.

Wenn nun zunehmend FH-Absolventen promovieren, würden die Grenzen zwischen Unis und Fachhochschulen mehr und mehr verschwinden - was Fachhochschulen anstreben und Universitäten nur mit Unbehagen sehen. So schnell schwinden die Unterschiede aber nicht. Die Studienbewerber der Jahre 2018 bis vielleicht 2021 werden wohl noch mit der Differenzierung zwischen Uni und FH leben müssen. Ihre Entscheidung für einen der beiden Bildungswege sollte daher auf anderen Grundlagen basieren.

Die tatsächlichen Unterschiede: forschen oder anwenden

Der wirkliche Unterschied zwischen einer Uni und einer FH ergibt sich aus dem Bildungsauftrag. An einer Fachhochschule werden die in der Wirtschaft begehrten Praktiker ausgebildet, so etwa Ingenieure, die sofort in der modernen Wirtschaft einsatzfähig sind. Unis sollen hingegen den wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden. Das sind Physiker, Chemiker, Mathematiker, Sprachwissenschaftler oder Biologen, die an vollkommen innovativen Projekten forschen.

Auch diese haben oft einen immensen Praxisbezug, wenn etwa ein Doktorand der Chemie über ein neues Enzym promovieren möchte, das für eine Innovation im Pharmabereich entscheidend ist. Doch es bleibt dabei: Das Studium an einer Uni läuft viel theoretischer und mit dem Fokus auf selbstständige wissenschaftliche Arbeit ab. Wer sich dazu hingezogen fühlt, sollte die Uni wählen.


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